Heraldik - Irrtümer

Irrtümer und Irrmeinungen über Wappen und Wappenführung

Von Wappen geht seit Jahrhunderten eine große Faszination aus. Leider war und ist das allgemeine Interesse an Wappen sehr viel größer als die Bereitschaft, sich grundlegende heraldische Kenntnisse anzueignen. So kreisen um Wappen gar manche Verwirrspiele und Irrmeinungen, die von Wappenschwindlern verbreitet und ausgenutzt werden.
Die zahlreichen Anfragen, die an heraldische Fachleute gerichtet werden, beweisen, dass hier Aufklärung unbedingt notwendig ist. Die am häufigsten verbreiteten Irrmeinungen sind:

Jedem Namen entspreche ein bestimmtes Wappen.
Widerlegung: Ein solcher automatischer Zusammenhang zwischen Namen und Wappen besteht nicht. Nur in privatrechtlicher Hinsicht wird das Recht am Familienwappen wie das Recht am Familiennamen behandelt. Im übrigen sind Familiennamen ebenso wie Wappen zu verschiedensten Zeiten unabhängig voneinander und jeweils nur für bestimmte Familien (genealogische Einheiten) entstanden. Gleichheit des Familiennamens berechtigt daher nicht zur Führung des Wappens einer anderen namensgleichen Familie.

Jede Familie habe ein Wappen geführt.
Widerlegung: Die Wappenführung bestimmter Familien hängt meist von ihrem früheren sozialen Stand und der Herkunft aus bestimmten wappenfreudigen oder wappenarmen Landschaften ab. Nur beim deutschen Adel kann man durchweg das Vorhandensein eines alten Wappens voraussetzen. Bei den übrigen Ständen, besonders bei bäuerlichen Familien, trifft dies nur in Ausnahmefällen zu; jedenfalls ist die Führung eines alten Wappens hier wegen ungünstiger genealogischer und heraldischer Quellenlage selten nachweisbar.

Viele heute bürgerliche Familien seien einst adelig gewesen
und hätten ein adeliges Wappen geführt, dieses aber und den Adelsstand wegen Verarmung abgelegt.
Widerlegung: Wenn es auch zu allen Zeiten sozialen Abstieg gegeben hat, so ist doch der Übergang vom Adel zum Bürgertum - anders als der umgekehrte Weg - sehr selten gewesen und fast kaum jemals urkundlich beweisbar. Das Märchen vom abgelegten Adel ist geflissentlich ihren zumeist gutgläubigen Kunden von Wappenschwindlern aufgetischt worden, um deren Machenschaften (Angebot des Wappens einer Adelsfamilie an bürgerliche Familien gleichen oder ähnlichen Namens) zu rechtfertigen.

Jedes irgendwann einmal geführte Wappen sei auch irgendwo registriert.
Widerlegung: Der Gedanke einer planmäßigen Bestandsaufnahme und wissenschaftlichen Registrierung historischer Zeugnisse, zu denen auch die Wappen gehören, ist ein Kind unseres modernen wissenschaftlichen Denkens. Man hat erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts damit begonnen, systematisch Wappenvorkommen aus früherer Zeit zu verzeichnen und Wappen jetzt lebender Familien zu registrieren. Im übrigen ist die Zahl der Quellen so groß, dass bis heute nicht alle Wappenvorkommen im Druck festgehalten sind.

Quelle: Handbuch der Heraldik,Wappenfibel, 

20. Aufl., Neustadt/Aisch 2002

 



Um einschätzen zu können, ob eine Forschung nach

etwa einem alten überlieferten Familienwappen

erfolgsversprechend ist, lesen Sie bitte weiter auf der

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